Ich habe die dunklen Wintermonate genutzt, um mein Homelab komplett umzukrempeln.
Wieso ich das gemacht habe und besonders wie, zeige ich euch in dieser neuen Reihe.
In diesem Beitrag geht es um den vorherigen Zustand und warum dieser für mich nicht mehr zufriedenstellend war. Außerdem gehe ich auf die Hardwareauswahl ein und gebe Tipps zur kostengünstigen Neuanschaffung.
WAR-Zustand
Vorab eine Auflistung der wichtigsten Komponenten:
- FritzBox 7590
- QNAP TS-264-8G (16GB RAM, 16TB HDD, 1TB NVMe)
- USV APC Back-UPS BX500MI
- 2x Netgear 5-Port PoE-Switche
- 4x Ubiquiti WLAN-Access Points
Wie so viele hatte ich die FritzBox 7590 im Einsatz. Quasi DER deutsche Standard-Router. Für die meisten Menschen völlig ausreichend, für ein modernes Homelab aber zu eingeschränkt.
Die QNAP fungierte neben ihrer Funktion als NAS gleichzeitig noch als Homeserver. Es liefen einige VMs und Container, sowie mein Plex Media Server auf dem kleinen Kasten. Unter anderem liefen auf dem Gerät mein Home Assistant Server (Smart Home), mein Ubiquiti Network Controller (für Access Points) sowie mein Plex Media Server. Ich hatte noch einige weitere Dienste in der Container Station, auf die gehe ich vielleicht an anderer Stelle noch ein.
Daneben hatte ich das ganze noch mit einer kleinen APC USV abgesichert, es hingen zwei Netgear-PoE Switche und insgesamt 4 Access Points im Netzwerk. Ich habe im Rest des Hauses noch weitere Switche, die machen aber nichts außer PoE und das was Switche halt so machen. Daran habe ich auch bisher nichts geändert.
Die Probleme
Klingt eigentlich nach einem halbwegs potenten Homelab, war es auch. Aber warum wollte ich trotzdem alles auf links drehen?
Das große Problem war die fehlende Flexibilität, besonders beim Thema Backup und ganz besonders der Stromverbrauch.
Die QNAP-eigenen Tools bieten nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten und je mehr Dienste auf dem Gerät laufen, desto größer wird der Flickenteppich.
Alles stand in einem kleinen Netzwerkschrank, der Stromverbrauch betrug im Idle meistens um die 100 Watt. Das ist extrem viel und trieb meine Stromrechnung in die Höhe. Mein Ziel war es nun den Stromverbrauch um die Hälfte zu reduzieren.
Die größen Stromfresser waren die QNAP (40-50 Watt) und die USV (15-20 Watt). Die beiden Switche haben auch immer gut verbraucht, es hingen insgesamt 6 PoE dran.
SOLL-Zustand
Ganz klares Ziel war die Reduzierung des Stromverbrauchs. Ebenso wollte ich die Zuverlässigkeit und Flexibilität meiner Backups optimieren.
Zudem soll die neue Hardware natürlich keine Umsummen kosten.
Wo Open Source Software ohne große Einschränkungen verwendet werden kann, wollte ich diese auch einsetzen.
Das Ziel war also klar:
Ich habe beruflich bereits viel Erfahrung mit Hypervisorn, warum also nicht auch privat darauf setzen?
Die Flexibilität ist hoch, die Datensicherung sehr simpel und zuverlässig und obendrein noch die Möglichkeit von allem was ich habe bei Bedarf Snapshots zu erstellen.
Meine Wahl viel hier auf Proxmox. Beruflich habe ich damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht.
Neue alte Hardware
Ich steckte also als erstes einige Stunden in die Suche nach stromsparender und zugleich leistungsfähiger Hardware.
Nach einiger Zeit kristallisierten sich diese Lösungen heraus:
Homeserver/NAS:
Ich habe mir die üblichen verdächtigen angeschaut. Überall war die Rede von irgendwelchen Mini-PCs oder selbstbau-Servern. Aber eines der drei großen Probleme war immer vorhanden, entweder teuer, stromfressend oder langsam.
Meine Wahl viel letztendlich auf einen gebrauchten HP Elitedesk 800 G4 SFF. Dabei handelt es sich um einen einfachen Office-PC. Diese PCs bieten im Vergleich zu den oft empfohlenen Selbstbau-Varianten einige Vorteile. Häufig sind diese Rechner Leasingrückläufer aus Unternehmen, daher ist der Zustand der Geräte auch nach 5 Jahren Betrieb meistens sehr gut.
Der Stromverbrauch ist sehr gering, da diese Rechner meist in großen Firmen in hoher Stückzahl laufen.
Zudem sind sie Gebraucht sehr günstig bei eBay zu bekommen, sie sind klein und leise und haben trotzdem noch Platz zum Aufrüsten, was ich dann auch promt nach Lieferung getan habe.
Die meisten dieser PCs sind super für das Homelab geeignet. Vorteil an dem von mir gewählten Modell: Er hat zwei NVMe Steckplätze und noch Platz für zwei HDDs (3,5″). Die Festplatten habe ich von der QNAP übernommen.
Ausstattung/Stromverbrauch:
– Intel Core i5 8500
– 64GB DDR4 RAM
– 2x 500GB NVMe SSD
– 2x 8TB HDD
– 2x Gigabit Ethernet
Stromverbrauch im Idle (im fertig konfigurierten Zustand):
! 7-10 Watt !
Dieser geringe Stromverbrauch lässt sich natürlich erst nach einigen Konfigurationsschritten erreichen, dazu mehr im nächsten Teil.
Kostenpunkt des PC mit RAM-Erweiterung: ca. 230€
Router:
Da ich schon einige Berührungspunkte mit den Produkten von Ubiquiti/Unifi hatte, viel meine Wahl nach einiger Recherche auf das Unifi Cloud Gateway Max.
Dieser kleine Router vereint mehrere Funktionen in einem kleinen Gehäuse, z.B. Unifi Camera Station, Network Controller und weitere, die ich aber nicht nutze.
Dieser kleine Router, ist schon eine fortgeschritte Firewall und bietet vieles, was eine FritzBox nicht kann. Folgende Funktionen sind für mich von Bedeutung:
– Firewall Regeln
– Erstellung mehrer Netzwerke
– Erstellung von VLANs
– Camera Station integriert (inkl. SSD Slot)
– Network Controller integriert
Kosten inkl. 500GB SSD: ca. 300€
Zum Vergleich: Eine aktuelle FritzBox 7590 AX kostet schlappe 250€, kann ich Vergleich zur Unifi Lösung aber deutlich weniger.
USV:
Auch die APC USV musste dran glauben. Nach einiger Recherche ist es eine Eaton Ellipse ECO 650 USB DIN geworden.
Diese USV hat einen Idle Stromverbrauch von gerademal 3 Watt. Damit ist sie um einiges Energiesparender als die APC-USV und hat sogar eine höhere Kapazität.
Kostenpunkt: ca. 100€
Switch:
Die beiden alten Netgear-Switche habe ich gegen einen gebrauchten NetGear JGS516PE ProSafe Plus Switch getaucht. Dieser hat 8 PoE- und 8 normale Ports. Der Idle Stromverbrauch liegt bei 6 Watt.
Kostenpunkt bei eBay: ca. 60€
Wie geht es weiter?
Nun habe ich euch die Rahmenbedingungen für mein neues Homelab gezeigt. Im nächsten Artikel gehe genauer ich auf die Proxmox-Konfiguration des Homeservers ein. Auch hier gibt es einiges zu beachten.
Hier entlang bitte: